Sonntag, 17. Juli 2011

Sie ist da!

"Luiza ist da, Luiza ist da!", rief die Mutter zur Nachbarin herüber.
Luiza war gerade mit ihren beiden schweren Koffern nach 16-stündigen Flug aus Deutschland in Brasilien angekommen. Sie wollte nur noch eines: Ins Bett fallen und die Augen schließen.
Doch dazu kam sie nicht. Das Haus war voll mit Leuten, die sie sehen wollten, und jede Minute kam ein weiteres Familienmitglied oder ein Nachbar herein.
Es gab Essen und auch wenn sie gar keinen Hunger hatte, wurde ihr immer wieder etwas auf den Teller gelegt: "Du musst doch hungrig sein nach so einer langen Reise. Nun erzähl schon, wie ist es in Deutschland!"
Luiza gab sich Mühe, aber nach 2 Stunden konnte sie nicht mehr. Die Augen, die Knochen, alles tat ihr weh und um sich herum in dem kleinen Zimmer hörte sie nur noch ein Rauschen von 1000 Stimmen.
Schließlich nahm sie ihre letzte Kraft zusammen und rief in den Raum "Was macht ihr alle hier? Habt ihr nichts zu tun? Ich bin müde, ich will ins Bett!".
Das Rauschen verstummte mit einem Mal, es wurde totenstill im Raum und alle schauten mit großen Augen auf Luiza. Etwas Unglaubliches war geschehen, noch nie hatte dieser Raum eine derartige Unfreundlichkeit erlebt.
Ein kleines Mädchen hielt sich erschreckt am Rock ihrer Mutter fest. Die Mutter streichelte den Kopf des Mädchens und flüsterte ihm zu: "Luiza lebt jetzt in Deutschland. Da sind die Menschen so".