Sonntag, 5. Dezember 2010

Und Gerechtigkeit für alle

Nasreen war erst vor kurzem aus dem Iran nach Deutschland gekommen und kämpfte sich mit ihrem wenigen Deutsch durch die neue Welt.
Zum Glück war ihr Bruder schon einige Jahre länger im Land und so unternahmen sie oft gemeinsam Dinge in Berlin. Eines Tages stoppte ihr Bruder im Halteverbot, und prompt kamen zwei Polizisten auf ihn zu, um ihn auf sein Vergehen aufmerksam zu machen. Er versuchte sich herauszureden als einer der beiden Polizisten ihm das Angebot machte: "Wenn Du mir 20 Mark gibst, können wir die Sache vergessen".
Der Polizist hatte nicht mit dem Gerechtigkeitssinn von Nasreens Bruder gerechnet - und so fuhr dieser den Polizisten an, wo er denn glaube dass er sei, warum er ihn duze, und er möge ihm doch bitte einmal seine Dienstnummer geben.
Diese bekam er und dazu ein echtes Protokoll. Er verabschiedete sich von den Polizisten mit der Ankündigung, dass man sich vor Gericht Wiedersehen würde.
Bleich im Gesicht hatte Nasreen die Szene beobachtet. Sie hatte Angst, verstand nur die Hälfte und sagte zu ihrem Bruder "Bist du verrückt, du kannst dich doch nicht mit der Polizei anlegen. Jetzt werden wir alle Ärger kriegen!". "Werden wir nicht, hier kann man selbst den Bundeskanzler verklagen", entgegnete er ihr ruhig.
Ein paar Wochen später mussten sie tatsächlich vor Gericht erscheinen. Nach all den Geschichten, die sie über iranische Gerichte gehört hatte, hatte sie alles andere als ein gutes Gefühl, als sie das Gericht betrat. Um so erstaunter war sie, dass sie den Prozess gewannen und die Polizisten verurteilt wurden.
Sie war beeindruckt, und Demokratie war plötzlich mehr als ein Wort für sie.

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