Samstag, 5. September 2009

Schnellesser

Als Maria neu in ihrer Firma war, ging sie mit den Kollegen ihrer Abteilung immer gemeinsam in der Kantine essen.
Zu Tisch wurde nicht groß palavert, sondern Nahrung zu sich genommen. Und auch wenn Maria sich bemühte, mit allen anderen mitzuhalten, so war ihr Tablett doch immer noch halb voll, wenn sie aus den Augenwinkeln sah, wie alle anderen ihr Besteck bereits niederlegten und sich mit der Serviette den Mund abrieben.
Sie wollte nicht unfreundlich sein, und auch wenn sie noch hungrig war, beendete sie ihr Essen und deutete den anderen an, dass sie bereit sei, aufzubrechen.
6 Monate, die Probezeit lang, wollte sie nicht aus dem Rahmen fallen und schloss sich weiterhin ihren Kollegen zum gemeinsamen Mittagessen an.
Weil es ihr um das Essen leid tat, dass sie jeden Tag wegwarf, nahm sie nach einer Weile nur noch so viel, wie sie in der knappen Zeit auch essen konnte. Zwar schrie ihr Magen sie jedes Mal an, und abends stürzte sie sich hungrig auf den Kühlschrank, jedoch ging ihre Taktik auf. Ihren Kollegen schien nichts aufzufallen. Auch nicht, dass sie trotz des recht guten Kantinenessens Monat für Monat Gewicht verlor.
Kaum war die Probezeit vorbei, suchte sie eine neue Gruppe. Sie fand weitere Leidensgenossen aus fernen Ländern, und zusammen gründeten sie so etwas wie den "Mittagstich der kommunikativen Langsamesser".

Keine Kommentare: