Samstag, 23. Mai 2009

Geschenk der Polizei

Anqui war noch frisch an der Universität als sie eines Tages feststellen musste, dass ihr Fahrrad am Bahnhof gestohlen worden war. In Peru wäre sie im Leben nicht auf Idee gekommen, deswegen zur Polizei zu gehen, ihr Freund überzeugte sie jedoch davon, dass das in Deutschland so üblich sei.
Ganz pflichtbewusst ging sie am nächsten Tag tatsächlich zur Polizei und beschrieb den Beamten ihren rostigen Drahtesel.
Nicht sicher, was das Ganze nun bringen sollte, verließ sie das Polizeirevier.
Noch am selben Abend klingelte bei ihr das Telefon. Es meldete sich die Polizei und sagte ihr, dass man schon seit Monaten ein altes, herrenloses Fahrrad auf dem Hof stehen habe und ob sie es nicht haben wolle. Anqui konnten ihren Ohren nicht trauen, ging am nächsten Tag wieder zum Revier und bekam ohne Umschweife das Fahrrad ausgehändigt.
Für nächsten Wochen erzählte sie ihren Freunden und ihrer Familie noch oft diese Geschichte - nicht ohne zu erwähnen, dass das neue Rad viel besser war als die Gurke, die ihr am Bahnhof gestohlen wurde.

Donnerstag, 14. Mai 2009

Taxi am Limit

Vor einigen Jahren hatte Abu El-Sud seine Feundin Anqui dazu überredet, mit ihm ins Kino zu gehen, um das Indiana Jones Special zu schauen. Alle drei Filme am Stück.
Anqui brachte ihren Enthusiasmus dadurch zum Ausdruck, dass sie schon während des ersten Films einschlief. Abu El-Sud jedoch hielt bis zum Ende durch.
Als die beiden sich dann gegen 3 Uhr morgens aus dem Kino schleppten, fiel ihnen ein, dass selbst in Karlsruhe um diese Zeit weder Busse noch Bahnen fuhren. In ihrem Zustand 5 Kilometer nach Hause zu laufen, kam nicht in Frage.
So gingen sie zum nächsten Taxistand. Kinokarten, Cola und Popcorn hatten am Budget gezehrt, und so mussten sie mit Schrecken feststellen, dass ihnen zusammen noch 12 D-Mark blieben.
Schüchtern fragten sie den ersten und einzigen Taxifahrer am Stand wie weit er sie bringen könne. Er murmelte etwas von "mal sehen" und winkte sie mit der Hand ins Auto. Auf der Fahrt kauerten die beiden eng nebeneinander auf der Rückbank und starrten gebannt auf das Taxameter. Nicht nur dass es schon bei 2 Mark gestartet war, wie irre schien es hochzuzählen. Nervös rechnete sich Abu El-Sud aus, wo das Ding auf 12 springen, der Fahrer ein Vollbremsung machen und sie beide in die kalte Nacht aussetzen würde.
Es dauerte nicht lange und das Taxameter erreichte die magische 12. Es gab einen Moment der Stille. Dann hob der Fahrer seine Hand, schaltete das Gerät aus und fuhr die beiden noch bis vor ihre Haustür.
Er war Grieche wie sich später herausstellte. Und so wurde die wundersame Rettung am nächsten Tag mit Pita-Spezial bei Spyros an der Ecke gefeiert.

Mittwoch, 13. Mai 2009

Schild-Bürger: Jerker

Bei diesem Namen stellt sich unweigerlich die Frage, was in diesem "Aufbewahrungselement" aufbewahrt werden soll.
Sicherlich macht es sich gut in Kombination mit Leksvik.

Sonntag, 3. Mai 2009

19:00:35

Auch wenn Larry nun schon einige Jahre nicht mehr in Australien wohnt, gibt es doch immer wieder Momente, in denen er sich über Deutschland wundert.
So erst neulich, als er abends noch rasch eine Zeitung kaufen wollte und zum Tabakladen an der Ecke ging. Schon als er auf den Eingang des Geschäftes zuging, sah er, wie der Besitzer sich von innen der Glastür näherte. Als Larry schließlich an der Tür ankam und an ihr zog, merkte er dass, der Besitzer sie soeben abgeschlossen hatte.
Nur durch wenige Milimeter Glas getrennt schauten die beiden sich in die Augen. In aller Ruhe, drehte Besitzer ein Schild mit dem Text "Geöffnet" auf "Geschlossen" und deutete wortlos mit dem Finger auf die Öffnungszeiten, die auf das Glas der Tür geklebt waren. 9:00-19:00 stand dort. Larry schaute auf seine Armbanduhr, sah, dass es 19:00:35 war, lächelte den Besitzer an und sagte durch das Glas, dass er nur eine Zeitung kaufen wolle und öffnete seine Hand, um zu zeigen, dass dort bereits das abgezählte Geld bereit lag.
Ohne eine Miene zu verziehen, deutete der Besitzer noch einmal auf die Öffnungszeiten, drehte sich um und verschwand in seinem Laden.
Larry stand noch eine gute Weile verduzt vor der Tür, rieb sich die Augen und schaute an diesem Abend Fernsehen, anstelle die Zeitung zu lesen.