Samstag, 31. Januar 2009

Geld begreifen

In den USA ist Geld etwas Heiliges. Ähnlich wie die amerikanische Flagge niemals den Boden berühren, geschweige denn mit Füßen betreten werden darf, gilt es als ungehörig, Geld einfach auf die Tresen zu legen oder sonstwie aus der Hand zu geben. Soll es den Besitzer wechseln, so muss es ohne Zwischenstopp von Hand zu Hand wandern. Ähnlich wie in Japan Visitenkarten ausgetauscht werden.
Solche amerikanische Sitten gewohnt, trieben manche alltäglichen Dinge wie der Einkauf im Supermarkt Victoria an den Rand der Überforderung. An der Kasse packte niemand ihre Dinge in Tüten und so warf sie hastig das soeben Gekaufte in den Rucksack, während schon die Waren des nächsten Kunden auf dem Kassenband heran poltererten und drohten, ihr Zeug auf den Boden zu stoßen.
Als sei das noch nicht genug, wedelte sie mit einer Hand vor der Nase der Kassiererin in der Hoffnung, diese würde das Wechselgeld in ihre offen Handfläche legen. Doch auch wenn sie noch viele weitere Jahre mit der einen Hand bettelnd vor den Nasen der Kassierer herumfuchtelte, während sie gleichzeitig mit der anderen Hand Bananen, Eier und Marmeladengläser in ihren Rucksack stopfte, gelang es ihr nie, auch nur einen Cent zu erhaschen. Stattdessen musste sie die einzelnen Münzen mühsam und einhändig aus irgendeiner Mulde im Kassenbereich kratzen. So wurde sie im Laufe der Jahre Meisterin im flinken Einsammeln von Münzen auf glatten Oberflächen.

1 Kommentar:

danke dir hat gesagt…
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