Samstag, 31. Januar 2009

Geld begreifen

In den USA ist Geld etwas Heiliges. Ähnlich wie die amerikanische Flagge niemals den Boden berühren, geschweige denn mit Füßen betreten werden darf, gilt es als ungehörig, Geld einfach auf die Tresen zu legen oder sonstwie aus der Hand zu geben. Soll es den Besitzer wechseln, so muss es ohne Zwischenstopp von Hand zu Hand wandern. Ähnlich wie in Japan Visitenkarten ausgetauscht werden.
Solche amerikanische Sitten gewohnt, trieben manche alltäglichen Dinge wie der Einkauf im Supermarkt Victoria an den Rand der Überforderung. An der Kasse packte niemand ihre Dinge in Tüten und so warf sie hastig das soeben Gekaufte in den Rucksack, während schon die Waren des nächsten Kunden auf dem Kassenband heran poltererten und drohten, ihr Zeug auf den Boden zu stoßen.
Als sei das noch nicht genug, wedelte sie mit einer Hand vor der Nase der Kassiererin in der Hoffnung, diese würde das Wechselgeld in ihre offen Handfläche legen. Doch auch wenn sie noch viele weitere Jahre mit der einen Hand bettelnd vor den Nasen der Kassierer herumfuchtelte, während sie gleichzeitig mit der anderen Hand Bananen, Eier und Marmeladengläser in ihren Rucksack stopfte, gelang es ihr nie, auch nur einen Cent zu erhaschen. Stattdessen musste sie die einzelnen Münzen mühsam und einhändig aus irgendeiner Mulde im Kassenbereich kratzen. So wurde sie im Laufe der Jahre Meisterin im flinken Einsammeln von Münzen auf glatten Oberflächen.

Dienstag, 27. Januar 2009

Schild-Bürger: Spielen verboten!


Dass auf diesem schönen Platz im Zentrum von Mannheim nicht gespielt werden soll, versteht sich fast schon von selbst. Denn wie leicht könnte die makellose weiße Wand beschmutzt oder der gepflegte Rasen beschädigt werden. Was oder wer auf dem Platz nicht spielen soll, wird nicht gesagt. Der Einfachheit halber wurde mit Hilfe zweier Wörter ein Generalverbot ausgesprochen. Also, spielfreie Zone, kein Fussball, kein Schach, kein Gameboy, keine Liebesspiele.

Samstag, 24. Januar 2009

Du sprichst aber gut Deutsch

Jahrelang hatte sich Georgi immer wieder gefreut, wenn er von Deutschen gelobt wurde, wie gut doch sein Deutsch sei. Meist wurde die Frage in Gesellschaft gestellt, um das Eis zu brechen. Zunächst hieß es "Wie lange bist Du schon in Deutschland?" und direkt im Anschluss "Du sprichst aber ein gutes Deutsch!". Das war immer lobend gemeint und kam auch so an.
Erst im Laufe der Jahre, als er weniger und weniger gelobt wurde und allmählich beim Sprechen seine eigenen Fehler erkannte, wurde ihm langsam klar, dass es im Grunde nichts Positives war, gelobt zu werden. Denn, so seine These, die er in 10 Jahren entwickelt hatte: Je öfter man gelobt wird, desto schlechter ist das Deutsch. Erst, wenn man nicht mehr gelobt wird, ist das Deutsch wirklich gut.
Und ganz schlimm steht es um das Deutsch, wenn auf die Frage "Wie lange bist du schon in Deutschland?" ein "Oh, ich kenne ganz viele Türken, die nach 20 Jahren immer noch nicht richtig Deutsch sprechen - dafür sprichst du super" folgt. Hört man letzteres, dann ist es noch ein langer Weg, bis man nicht mehr gelobt wird.

Samstag, 17. Januar 2009

Frosch trifft Kröte

Die beiden Weltstädte Conway (Arkansas, USA) und Quakenbrück (Niedersachsen, Deutschland) sind Partnerstädte. Conway hat eine Kröte als Wahrzeichen und Quakenbrück, wer hätte es gedacht, einen Frosch.
Logisch also, dass den beiden Städten nichts anderes übrig blieb, als eine Städtepartnerschaft einzugehen.
Diese Brücke nutzend verschlug es Victoria dereinst aus der amerikanischen Provinz in die deutsche Provinz. Auch wenn es unter den Amphibien beider Städte prima klappte, mit den Menschen in Quakenbrück wurde Victoria nicht warm. Ihr offenes Zugehen und ihre breites Lächeln stießen lediglich auf versteinerte Mienen und knappe Antworten.
Sie wollte die Suche nach dem Schlüssel zum Herzen der Quakenbrücker schon aufgeben als sie eines Tages zu einer Feier eingeladen wurde. Dort gab es reichlich Alkohol, was dazu führte, dass im Laufe des Abends die Züge der Quakenbrücker weicher, die Zungen flinker und die Arme offener wurden.
Danach war alles anders. Wenn sie nun an auf Leute traf, die auf der Feier gewesen waren, wurde sie von Menschen gegrüßt, angelächelt oder gar umarmt, die monatelang weggeschaut hatten, wenn sie ihr begegnet waren. Sie hatte es geschafft, sie war angekommen.
Als Lektion nahm sie mit: Willst du von Quakenbrückern akzeptiert werden, betrink dich mit ihnen.

Samstag, 10. Januar 2009

Nuno Deutschmann

Nuno war dann doch ein wenig über die Reaktionen erstaunt. Dabei wollte er nur freundlich sein und sicher stellen, dass jeder die Möglichkeit hat, sich den Tag rechtzeitig freizuhalten.
Und so schickte er im Oktober per E-Mail eine Einladung für ein Konzert im Januar an seine portugiesischen Freunde. Eine Sängerin aus der Heimat wollte Deutschland mit ihrer Anwesenheit beglücken.
Antworten auf solche Mails lassen normalerweise auf sich warten. Dieses mal jedoch nicht. Schon nach wenigen Minuten fand er in seinem Posteingang E-Mails, in denen er von Landsleuten entweder gefragt wurde, ob er sich vertippt habe, ob er sich einen Witz erlaube oder ganz einfach, ob er noch ganz richtig ticke.
Zum Teil war es nicht unbedingt schmeichelhaft, was er in den Mails lesen musste. Doch der Gipfel aller Schmähungen fand sich in einer Antwort, deren Inhalt schlicht wie folgt lautete: "DEUTSCHER!!!!!!!!!!"

Donnerstag, 1. Januar 2009

Heidelberger Weihnachts-Unterhosen


Auch in dieser Weihnachtssaison wurde die Brückenstraße in Heidelberg-Neuenheim wieder mit den traditionellen, bei Ausländern und Deutschen gleichermaßen beliebten Leuchtunterhosen geschmückt.