Dienstag, 30. Dezember 2008

Wo ist Ausfahrt?

Als Sandra 2000 das erste Mal nach Deutschland kam, nahm sie den Mietwagen, den sie schon von Portugal aus reserviert hatte und fuhr vom Frankfurter Flughafen aus Richtung Süden. Auf der Autobahn folgte sie den blauen Schildern mit den Städtenamen.
Als sie schon eine Weile gefahren war, begann sie sich zu wundern. Immer noch war sie in derselben Stadt. Seit einer Ewigkeit zeigten die Schilder an, dass sie sich im gleichen Ort befand: in Ausfahrt. Wie groß musste dieses Ausfahrt sein? Und warum hatte sie noch nie davon gehört? Als nach einer weiteren Viertelstunde Ausfahrt nicht enden wollte, dämmerte es ihr...
Natürlich sprach sie erst einmal mit niemanden über ihr Erlebnis. Erst als sie viel später ein paar Landsleute erzählen hörte, wie diese sich an ihrem ersten Tag in Deutschland in einer Stadt verfahren hatten und gemeinsam auf dem Stadtplan ihren momentanen Ort, die Einbahnstraße, zu finden versuchten, traute sie sich, von ihrem Abenteuer zu berichten.

Mittwoch, 24. Dezember 2008

Errettet durch Herrn Schmidt

Mit nicht mehr als einem Koffer kam Georgi aus Georgien in Karlsruhe an und ging zu dem Wohnheim, in dem ihm seine deutsche Partner-Universität ein Zimmer reserviert hatte.
Am nächsten Tag wollte die Wohnheimverwaltung von ihm seine Kontonummer bei einer deutschen Bank sehen. Ohne diese müsse er leider am Ende der Woche das Zimmer verlassen.
So ging er am gleichen Tag von einer Bank zur nächsten, nur um überall die gleiche Antwort zu erhalten: Ein Konto könne er nur eröffnen, wenn er eine Anmeldebstätigung habe. Die gäbe es beim Einwohnermeldeamt.
Also besuchte er das Einwohnermeldeamt. Dort hieß es: Kein Problem, allerdings müsse er einen gültigen Mietvertrag vorzeigen.
Zurück beim Studentenwerk versuchte er mit seinem wenigen Deutsch, von seiner Odyssee zu berichten und bat um einen Mietvertrag. Doch mit dieser Frage begann das Spiel von Neuem, denn natürlich könne man ihm seinen Mietvertrag erst geben, wenn er eine Kontonummer habe.
Wie auch immer, nach 2 Tagen und etlichen weiteren Runden, hatte er alles, was er brauchte. Denn Herr Schmidt, ein junger Mitarbeiter bei der Dresdner Bank hatte irgendwann ein Einsehen und gab ihm eine Kontonummer, die jedoch auslaufen würde, wenn er nicht bis Ende des Tages mit der Anmeldebestätigung vorbeikäme.
Mit der Kontonummer in der Hand flitzte unser junger georgischer Student schnell zu den anderen beiden Institutionen, schaffte es, dort alle nötigen Papiere zu bekommen und - hat noch heute das Konto bei der Dresdner Bank (wo Herr Schmidt inzwischen Filialleiter ist).

Montag, 8. Dezember 2008

Regeln in Regensburg

Mit 18 rannte sie in Regensburg rum, war Kellnerin in 'nem Irish Pub. Viel mehr blieb Victoria auch nicht übrig, da sie erst seit kurzem in Deutschland war und noch kein Wort Deutsch sprach.
Ihre erste Nachtschicht endete um 3 Uhr morgens. Im Dunkeln ging es durch menschenleere Straßen nach Hause. Daheim in Atlanta wäre sie nicht im Traum auf die Idee gekommen, nachts alleine durch die Stadt zu gehen. Hier hatte sie keine andere Wahl, und so trippelte sie sichtlich nervös durch Regensburg.
Sie war fast schon erstaunt, dass keine finstere Gestalten auftauchten oder irgendwo in den Gassen seltsame Geräusche ertönten. Doch als sie sich schon fast in Sicherheit wähnte, wurde sie plötzlich von zwei Typen gestoppt. Wie aus dem Nichts waren zwei Polizisten aufgetaucht, hielten sie an und stellten ihr nach Aufnahme der Personalien einen Strafzettel aus. Damit waren zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Zum einen wusste sie von nun an, dass sie sich in Regensburg niemals zu fürchten hatte, denn die Polizei passte immer und überall auf sie auf, zum anderen hatte sie direkt eine Möglichkeit gefunden, das am Abend verdiente Geld wieder auszugeben.
Und nebenbei hatte sie auch gelernt, dass man in den USA zwar vor den Augen eines Polizeibeamten straflos über eine rote Ampel gehen kann, dass in Deutschland jedoch Gesetze Gesetze sind; unabhängig von Zeit, Ort oder Umständen.